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Der Affe mit dem Kinde zu Freiberg

  Moller a. a. O. Th. II. S. 185 sq. 
  Poet. beh. b. Segnitz Bd. I. S. 111.

Am 3. September des Jahres 1528 hat sich zu Freiberg ein Affe auf dem Schlosse losgerissen und ist durch das Hinterthor in ein nahe dabei stehendes Haus hineingeschlichen, wo er ein Kind, so noch in Windeln gewickelt gewesen, aus der Wiege genommen und damit fortgelaufen.

Als man ihm nun nachgesetzt und die Gassen und Wege in der Stadt verlegt, daß er nicht weiter entwischen können, ist er mit dem Kinde auf ein Haus gesprungen, hat dasselbe oben auf der Dachrinne ausgewickelt, in die Vorderpfoten genommen und lange auf dem Dache mit demselben herumgegaukelt, also daß Jedermann gemeint, es werde um das Kind geschehen sein.

Sobald jedoch sein Meister, der ihn im Schlosse erwartet, dazukam und ihm zurief, ist er wieder vom Dache herabgesprungen und hat demselben das Kind zwar ohne Windeln, doch unversehrt übergeben, worüber sich Jedermann gewundert und solches Gottes sonderbarer Güte und Bewahrung, so er dem Kinde erzeigt, zugeschrieben hat.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 226