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Jutta von Duba

  Hofmann a. a. O. S. 171 sq.

Ueber dem Dorfe Rathen in der Nähe der Bastei erblickt man die Burgruine der Veste Altrathen. Diese soll im 10. bis 11. Jahrhundert von den Deutschen durch Sturm ihren alten Bewohnern, den Sorben, entrissen worden und in der Hitze des Kampfes mögen viele der letztern in den nahegelegenen Abgrund, der, weil man in neuerer Zeit hier viele Todtenköpfe und Menschengebeine, Pfeilspitzen, Spornen etc. fand, die Martertelle genannt ward, herabgestürzt worden sein.

Später gehörte diese Burg den Burggrafen von Dohna und soll zuletzt durch Verheirathung an die von Duba gekommen sein und damals den Namen Riesenstein geführt haben. Einer aus diesem Geschlechte, Namens Witigo, hatte eine sehr schöne Tochter, Namens Jutta, die er mit dem jungen Böhmenkönig Premislaus Ottokar zu vermählen wünschte.

Er ließ also einen Maler kommen, um ihr Bildniß zu entwerfen, welches er dem jungen König zuzusenden dachte; allein da jener jung und schön war, so entspann sich sehr bald ein Liebesverhältniß zwischen beiden, welches wider Erwarten dadurch zu einem glücklichen Ausgang geführt, daß, weil es dem Maler gelang, bei einer plötzlich durch das Einschlagen eines Blitzes in der Schloßkapelle ausgebrochenen Feuersbrunst das dort betende Burgfräulein mit Gefahr seines Lebens zu retten, er dafür dieselbe von ihrem Vater zur Gemahlin erhielt.

Nach einer andern Erzählung wäre jedoch jener Maler ein verkappter Rittersmann, ein gewisser Bernhard von Kamenz gewesen, der jene Jutta schon in früher Jugend gekannt hatte und sich ihr jetzt unter dieser Verkleidung zu nähern genöthigt war, weil sich zwischen ihren beiderseitigen Vätern ein Zwiespalt eingestellt hatte. Allein die Liebenden wurden nicht vereinigt, Jutta nahm den Schleier und Bernhard zog gegen die Ungläubigen, wo er einen ruhmvollen Tod suchte und fand.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874