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Der schwarze Herrgott zu Dresden

  P. Chr. Hilscher, Etwas zu der Kirchenhistorie in Alt-Dresden. Dr. und Lpzg. 1721. S. 17. sq. 
  Unsch. Nachrichten 1716. S. 760. sq. (Ueber Günther Strauß’ens Reimgedicht: Warhafftige Newe Zeitung 
  von dem Abgot zu Meissen vnd seinem nachbarn, dem schwartzen Hergott zu Dresden. a. O. 1539. 2 Bogen. 4. 
  u. b. Hasche, Mag. z. Sächs. Gesch. Bd. I. S. 19-25.) Schäfer Bd. I. S. 98.

Noch zu Luthers Zeit war unter dem Volke viel die Rede von dem schwarzen Herrgott zu Dresden, und es geschahen zahlreiche Wallfahrten zu demselben. Der war aber das große Crucifix1) in der Kreuzkirche, welches angeblich mit einer Menschenhaut überzogen war und von den vielen Lichtern, die man ihm zu Ehren vormals angezündet, ganz schwarz aussah. Es hat selbiges noch bis zu Anfange des 18ten Jhdts. an einem besondern Orte der Kirche gestanden, ist aber dann entfernt worden, ohne daß man erfuhr, wo es hingekommen war.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874


1)
Dergleichen Benennungen kommen jetzt noch mehrere vor, so heißt ein schweizer Sprichwort „Hilf schwarzin Muotergotes!“ weil das Muttergottesbild zu Einsiedeln im Canton Schwytz Gesicht und Hände schön schwarz von Holz hat (s. Eiselein, D. Sprichw. d. Deutschen S. 480), zu Schaffhausen war ein Standbild von Holz, 27 Fuß hoch, genannt der große Herrgott (s. ebd. S. 543) und zu Ueberlingen in Schwaben stand bis zum Schwedenkrieg der sogenannte Schwäbische Heiland, aus Holz, 7 Fuß hoch, in einer Capelle (s. ebd. S. 559).