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Die betrunkenen Thiere zu Weinböhle

  Grünewald, Meißner Chronik Bd. II. S. 228. 
  Hofmann S. 461.

In dem gesegneten Weinjahre von 1783 hatte ein Weinbauer zu Weinböhle (oder Warnsdorf) bei Meißen nicht Gefäße genug, der Most überschwemmte die Presse, er schüttete ihn also in ein Faß, aus welchem das Vieh getränkt ward. Durch irgend ein nothwendiges Geschäft abgerufen, kehrt er zur Presse zurück, und unterdessen kommt das Vieh, um an den gewohnten Ort zu saufen, findet aber statt Wasser den süßen Most, den es gierig einschlürft. Lustig und halb betrunken springen die Kühe auf dem Hofe herum, die jungen Ochsen feuert das Traubenblut zum hitzigen Gefechte an, sie stürzen gegen einander und werfen dabei den Kübel, die Quelle ihres Rausches, um, und als der Bauer, durch den Lärm erschreckt, zurückkehrt, findet er sein Vieh wie toll herumtaumelnd und den Boden schlüpfrig und gefärbt vom Rebensafte.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 59