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Friedrich der Weise und sein Bruder werden aus großer Lebensgefahr gerettet

  Hondorff, Promt. exempl. S. 148 b.

Einst fuhren die beiden sächsischen Fürsten, der Churfürst Friedrich der Weise und sein Bruder, Herzog Johann, von Torgau auf der Elbe in einem Schifflein, kurz nachdem das Eis aufgebrochen war und während große Eisschollen wider das Fahrzeug anrannten, gen Wittenberg.

Wie sie nun daselbst an dem Wassergraben, der neben dem Schlosse ist, anlangten und daselbst aus dem Schiffe stiegen, da zertheilte sich dasselbe in mehrere Theile und zerschellte, die Fürsten aber mit ihrem Gefolge und Dienern blieben steif vor Verwunderung stehen und betrachteten erstaunt dieses große Wunderwerk Gottes, wie derselbe nach seinem gnädigen und väterlichen Willen das Schiff ganz erhalten, bis sie an das sichere Gestade gekommen waren.

Churfürst Friedrich sprach zu seinem Bruder: Wir müssen hiermit ja augenscheinlich wissen und erfahren, daß uns Gott wunderbarlich in diesen und andern Gefährlichkeiten durch seine lieben Engel bis hierher erhalten hat und die Wohlthat Gottes dankbarlich rühmen, welcher uns in dieser Gefahr und andern beschützet hat, daß aber das Schiff, nachdem wir ausgestiegen, gespalten, fürchte ich fürwahr unseres Schiffes, das ist des sächsischen Hauses Zerrüttung.

Solche Prophezeihung ist nachmals erfüllt worden, als die Churwürde von der Ernestinischen an die Albertinische Linie gekommen.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 7