Thuirer Geldkiste

Von Wiesen und Weiden Berg-Thuirs umgeben liegt das Wäldchen Muscheling, in welchem in alter Zeit eine Wasserburg lag. Von der Existenz dieser Burg zeugt heute noch erkennbar einige Gräben und übrig gebliebene Wallreste. Längst ist dieses Gelände mit Gestrüpp überwachsen. An einer Stelle war noch lange der Versuch von Schatzgräbern sichtbar, den Schatz der damaligen Wasserburg zu finden.

Vor langer Zeit wohnte in Berg ein armer Seilspinner, dieser verdiente sich mit seinem Handwerk nur das nackte Überleben. Der Hunger war sein ständiger Gast und nur notdürftig konnte er sich, seine Frau und seine 7 Kinder ernähren.

Oft gedachte er der versunkenen Geldkiste, die mit der Burg vor vielen Jahren unterging. Und eines Tages dann machte er sich mit seiner geschwätzigen Frau Liesbeth zur Schatzsuche auf. Diese musste ihm jedoch vorher versprechen, kein Wort zu reden, da beim Heben eines Schatzes nicht gesprochen werden durfte. Die Frau beteuerte ihm die ganze Zeit über zu schweigen. So zog er mit seiner Liesbeth, mit Hacke, Schaufel und einem Seil zum Muscheling.

An diesem Abend lag der unheimliche Hund nicht auf der versunkenen Stätte, an der sich die Geldkiste befinden sollte. So begann der Seilspinner mit seiner Frau zu graben. Sie gruben mehrere Stunden und kamen immer tiefer. Endlich stießen sie auf etwas Hartes, das einen metallenen Klang von sich gab. Es war tatsächlich der Schatz, die sagenumwobene Geldkiste.

Das mitgebrachte Seil wurde an der Kiste befestigt. Sie stiegen aus der Grube und begannen die Kiste nach oben zu hieven. Die Geldkiste war schwer, beinahe zu schwer. Durch Aufregung und Anstrengung ging beiden bald der Atem aus. Schon zeigte sich die Kiste im fahlen Mondlich. Doch liessen beim Seilspinner kurz die Kräfte nach und das Seil gab um einige Handbreit nach. In ihrer Angst rief Liesbeth: „Drickes treck!“ Damit ward die Regel gebrochen und der Schatz fiel mit großem Krachen in die Tiefe zurück.

All die Müh war umsonst! Aus der Ferne hörten sie das Bellen eines Hundes. Ob der Wächter des Schatzes nun geweckt wurde? Der Seilspinner und seine Frau bekamen das kalte Grausen und liefen aus lauter Angst davon, all ihr Werkzeug im Wald zurücklassend.

Hört man heute in der Gegend das Bellen eines Hundes, so ist es vielleicht der verfluchte Gotteslästerer, der noch immer seine Geldkiste bewacht!

Quelle: Frei nach Margot Klinke; www.heimat-geschichtsverein-nideggen.de