Fromme Klosterfrauen

Da wo die Erft erst vor kurzem ihre Quellen verlassen hat, liegt die altehrwürdige Stadt Münstereifel. Es war nach 1800, als wilde Horden Deutschlands Gaue durchzogen und in blutiger Gier sengten und mordeten, was ihnen im Wege lag. Auch Münstereifel wurde von der rohen Schar heimgesucht und fast ganz in Asche gelegt.

Besonders hatte es die raue Bande auf die Zerstörung des stillen Frauenklosters abgesehen. Die friedsamen Bewohnerinnen wurden von den Ruchlosen geschändet und hingemordet, die kostbaren Gegenstände geraubt und das Gebäude dem Erdboden gleichgemacht.

Wie die Kunde von einem Wunder nahm man die Nachricht entgegen, dass drei der frommen Insassinnen des Klosters geflüchtet waren und auf diese Weise gerettet wurden. Mit größter Freude und Bereitwilligkeit waren die Einwohner der Stadt gastfreundlich gegen die Unglücklichen und boten ihnen Obdach an. Jeder wollte ihnen auch Speise und Trank darreichen, und so kam es, dass die seltensten Leckerbissen den Nonnen von überallher zugebracht wurden.

Doch zuviel war es, was die Barmherzigkeit der Menschen den drei frommen Schwestern zuwenden wollte. Sie lehnten daher für die Zukunft fast alle Gaben ab und sagten, man möge doch den Armen und Hungernden diese Almosen reichen. Diese Äußerung hielten die Leute für Hochmut und niemand brachte den Nonnen einen Bissen mehr.

Seit ihrer Errettung sah man die Nonnen täglich des Morgens zur Kirche wandeln; es musste also auffallen, dass schon seit mehreren Tagen sie niemand mehr gesehen hatte. Die Leute wurden neugierig und man ging zu der Zelle hin, die den frommen Schwestern zum Aufenthalt angewiesen war.

Doch welcher Anblick bot sich den Eintretenden dar! Da lagen die drei frommen Klosterfrauen bleichen Antlitzes auf dem Boden ihres Gemaches – sie waren verhungert.

Quelle: P. Stolz: Die Sagen der Eifel nebst anderen deutschen Sagen und Märchen. Aachen 1888, Seite 73 und 74; www.sophie-lange.de