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Die Tote-Mann-Brücke
Sagensammlung von M. Rothe
Es ist schon ewig lange her. Früher trafen sich die jungen Leute von Oppelhain und Gorden sehr oft zum Tanze in einer der beiden alten Dorfkrüge der eben genannten Orte. Es wurde gescherzt, getanzt, gelacht und auch etwas Bier, Wein oder Schnaps getrunken.
Die Stimmung wurde immer ausgelassener und fröhlicher. Doch immer, wenn es ans „Nachhause gehen“ ging, wurden die jungen Leute aus dem besuchenden Orte unruhig. Natürlich gab es mehrere Wege, um nach Hause zu kommen, aber manche waren eben doppelt so weit wie der kürzeste Weg. Und wenn man nach solch einem anstrengenden Abend nach Hause will, dann geht man meistens doch lieber den kürzeren Weg. Der kürzeste und breiteste Weg zwischen Gorden und Oppelhain führte über die Flösse, einem alten und künstlich erweiterten Graben. Bei hohem Wasserstand wurde früher hier Holz geflößt. Tagsüber war der Ubergang über die alte Holzbrücke auch nicht gefährlich.
Aber des Nachts traute sich kaum ein Mensch diesen Weg entlang, und schon gar nicht über die Brücke. Die Brücke trug die Bezeichnung „Tote-Mann-Brücke“. Es wurde in Oppelhain viel darüber gemunkelt, was die Bezeichnung zu bedeuten hätte. Manche Leute wollen dort des Nachts einen Reiter ohne Kopf an dieser Brücke gesehen haben. Das soll einmal einer gewesen sein, der hier vor unzähligen Generationen ermordet worden sein soll und der des Nachts jetzt herumspukt.
Andere wiederum sprachen davon, daß sie gesehen haben wollen, wie sich zwei Männer des Nachts dort duellierten. Dabei soll einer der beiden zu Tode gestochen worden sein. Als der eine tot umfiel, verschwand der andere so plötzlich, wie die beiden ursprünglich auftauchten. Hier konnte man das Gruseln erlernen. Und so erhielt die Brücke von den früheren Dorfbewohnern die Bezeichnung „Tote-Mann-Brücke“
Quelle: Sagen aus dem Heimatkreis Finsterwalde 2019. Nr. 16