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Geschehen an der Costebrauer Sehlischmühle
Sagensammlung von M. Rothe
Der damalige Wassermüller galt als sehr reich, und das Volk wußte auch sehr genau, wie er zu seinem Gelde gekommen war. Die Sache ist so gewesen: Nach den Freiheitskriegen klopfte es zur Nachtzeit an der Sehlischmühle. Es war ein Fremder, der Einlaß begehrte und den Müller insgeheim zu sprechen wünschte. Er redete nur gebrochen deutsch.
Wie sich dann herausstellte war er ein ehemaliger französischer Soldat, der erzählte, er habe 1812 bei seiner Flucht aus Rußland die Kasse des Regiments mit sich geschleppt und sie in der Nähe der Mühle vergraben, weil er in aller Eile weiter mußte. Er bezeichnete auch die Stelle im Walde, nachdem der Müller eidliche Verschwiegenheit und Mithilfe gelobt hatte, und versprach ihm reichlich Lohn. Er beschrieb auch den Baum, unter dem der Schatz vergraben war. Zum Zeichen hatte er einen Ladestock in die Erde gesteckt. Der Müller wies dem Fremden ein Nachtlager an und vertröstete ihn für das Unternehmen auf den folgenden Tag. Der Franzose schlief vor Ermüdung bald hart und fest.
Da machte sich der Müller bei hellem Mondschein auf den Weg, fand auch die Stelle und grub das Geld aus. Den Ladestock steckte er unter einem anderen Baum wieder in die Erde. Am Morgen führte er seinen ahnungslosen Gast dorthin, sie gruben und fanden nichts. Der Franzose mußte betrübten Herzens in seine Heimat zurückkehren. Der Müller hatte noch die Großmut, ihm ein Zehrgeld auszuhändigen, so daß er die weite Reise machen konnte, ohne betteln zu müssen.
Quelle: Sagen aus dem Heimatkreis Finsterwalde 2020. Nr. 2