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Doctor Faust und Peitz

  Ströbitz

Doctor Faust hiess einstmals seinen Kutscher anspannen. Als die Pferde vor dem Wagen standen und der Kutscher den Bock bestiegen hatte, hob Faust die Kutsche in die Höhe, ohne dass der Kutscher etwas merkte, und setzte sie auf eine Brücke von Papier. Darauf befahl er dem Kutscher, er solle zufahren. Dieser schwang die Peitsche, um auf die Pferde einzuhauen, allein dieselbe blieb an etwas hängen, so dass er nicht zuschlagen konnte. Sogleich wollte der Kutscher aussteigen und die Peitsche losmachen, allein Faust sagte ihm, er solle nur sitzen bleiben, die Peitsche könne er nicht losmachen; nur mit Mühe war der Kutscher zu bewegen, dem Faust zu gehorchen. Jetzt sprang Faust aus dem Wagen, setzte diesen wieder auf die Erde, hiess den Kutscher die Pferde ausspannen und zeigte ihm nun, dass die Peitsche an der Spitze eines Kirchthurmes hing.

Das Dorf, wo dies geschehen ist, soll davon seinen Namen bekommen haben, denn Peitz soll nach der Peitsche des Kutschers genannt sein.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880