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Der Geist der Schlossmagd geht um

  Vetschau

Auf dem alten Kirchhof zu Vetschau ist eine Erscheinung wohl an siebzig Jahre beobachtet worden. Nachts um die zwölfte Stunde am Charfreitage jeden Jahres sah man nämlich die Gestalt einer wendischen Frau, welche in jeder Hand eine Kanne hielt, in raschen Schritten über den Kirchhof nach der alten wendischen Kirche gehen.

Die Thür der Kirche oeffnete sich von selbst und flog mit lautem, donnerähnlichem Getöse, wenn die Frau in die Kirche eingetreten war, wieder zu. Zuletzt ist diese Erscheinung um 1830 beobachtet worden. Es soll der Geist einer Schlossmagd gewesen sein.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880