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Das goldene Pflugeisen

In Magdeburg am Breitenweg steht ein Haus, das nach gegenwärtig ein Schild mit einem goldenen Pflugeisen führt. Es soll seinen denkwürdigen Namen folgender Begebenheit verdanken.

Am Palmsonntag des Jahres 1210 war der neue Erzbischof Albert I., ein geborener Graf von Kirchberg, mit großem Gepränge in sein Bistum eingezogen. An demselben Tag kam auch ein armer Handwerksgeselle, der keinen Groschen in der Tasche trug, nach Magdeburg und hatte in jenem Haus, das damals schon eine Schenke trug, eingesprochen. Er ließ sich Essen und Trinken geben, als es aber ans Bezahlen gehen sollte, da hatte er nichts gehabt und sollte mit Schimpf und Schande als Betrüger festgehalten werden.

Da nahm sich die Wirtstochter seiner an und war auf sein Versprechen eingegangen, dass er seine Zeche noch nachträglich bezahlen wolle, wenn er zu Geld kommen werde. Beim Abschied hatte er ihr ein altes Pflugeisen, das er in einem Tuch eingewickelt bei sich trug, als Pfand gegeben und gesagt, es sei das einzige Erbe, welches ihm von seinen Eltern geblieben sei. Nach einigen Jahren war er auch zurückgekehrt, bezahlte seine Schuld, und die Wirtstochter hatte ihm das alte Pflugeisen aus der Rumpelkammer, in die sie es hingeworfen hatte, holen wollen.

Als sie in die dunkle Kammer trat, war es ihr auf einmal vorgekommen, als ob das alte Eisen wunderbar glänzte. Sie holte es vor und brachte es in die Wirtsstube. Dort putzte man zum Scherz an demselben herum und fand, dass es blank wurde und wie Gold glänzte. Man rief Sachverständige herbei. Diese erklärten es sofort für echtes Gold. Der glückliche Besitzer hatte es natürlich verkauft, das Mädchen, die ihm seinen Schatz so lange treulich bewahrt hatte, geheiratet und an der Stelle des alten Hauses ein neues gebaut, das er das goldene Pflugeisen nannte.

Quelle: Oskar Ebermann, Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten, Verlag Hegel & Schade, Leipzig