Ein wackeres Mädchen

Einmal lagen die Kaiserlichen und die Kosaken in Düren. Vor allem ließen sich die letzteren viele Rohheiten zu Schulden kommen. Frauen und Mädchen waren vor ihnen nicht sicher. Die Tochter eines Bäckers, die durch ihre Schönheit wie auch ihre Tugendhaftigkeit ausgezeichnet war, entging der Vergewaltigung eines hohen Offiziers nur durch das rechtzeitige Dazwischentreten ihres Vaters, der dem Offizier einen Faustschlag ins Gesicht gab.

Dafür wollte der Offizier sich rächen und brachte es so weit, dass der Bäcker auf dem Krausberge hingerichtet werden sollte. Während sich ein langer Zug Neugieriger zu dem Tore der Stadt nach dem Richtplatze hinausbewegte, eilte die Tochter zum Rathause, wo der Kosakengeneral sich aufhielt.

Sie warf sich ihm zu Füßen und bat unter Tränen um Zurücknahme des Urteils. Der Kosakenführer konnte den rührenden Bitten des Mädchens nicht widerstehen und sandte sofort zum Krausberge, um die Begnadigung zu melden. Es war auch die höchste Zeit, denn schon war man bereit, das Todesurteil zu vollstrecken, als der Abgesandte ankam.

Zum Danke für seine Rettung und zum bleibenden Andenken ließ der Bäcker an dem Platze, wo er hingerichtet werden sollte, ein Kreuz errichten, das jetzt verschwunden ist und das zwischen der Kölner Chaussee und der Girbelsrather Straße gestanden haben soll.

Quelle: Heinrich Hoffmann „Zur Volkskunde im Jülicher Land - Sagen aus dem Rurtal“; eifelon.de