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====== Die weiße Frau in der Isenburg ====== | ====== Die weiße Frau in der Isenburg ====== | ||
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- | In jener Zeit hausten die Hussiten in den Landen ringsum und vollführten tollkühne Züge, die ihnen viel Beute einbrachten. Sie waren der Schrecken jener Zeit und unruhig war ringsum alles Volk. In der Mühle zu Stein, die der Burg gegenüber an der Mulde lag und inselartig durch den Mühlgraben vom Lande abgeschnitten war, besprach der alte Müller König mit seiner Familie die Lage. In die einsame Waldumgebene Gegend waren Böhmen, wie die Hussiten auch nach ihrem Lande genannt wurden, noch nicht gekommen, aber unmöglich war ihr Auftauchen nicht. Nur der starke, jugendfrohe Knappe Georg König, ein Neffe des kinderlosen Ehepaares, war nicht so schwarzseherisch. Nach getaner schwerer Arbeit war der bärenstarke Georg nicht müde und schlich mit einem Bogen und Pfeilen versehen in den nahen Wald. Er kannte genau alle Wildwechsel und wusste besser als der Jagdmeister auf der Burg Stein überall Bescheid. | + | In jener Zeit hausten die [[volk:Hussiten]] in den Landen ringsum und vollführten tollkühne Züge, die ihnen viel Beute einbrachten. Sie waren der Schrecken jener Zeit und unruhig war ringsum alles Volk. In der [[typ:Mühle]] zu Stein, die der Burg gegenüber an der Mulde lag und inselartig durch den Mühlgraben vom Lande abgeschnitten war, besprach der alte [[typ:Müller]] König mit seiner Familie die Lage. In die einsame Waldumgebene Gegend waren Böhmen, wie die Hussiten auch nach ihrem Lande genannt wurden, noch nicht gekommen, aber unmöglich war ihr Auftauchen nicht. Nur der starke, jugendfrohe Knappe Georg König, ein Neffe des kinderlosen Ehepaares, war nicht so schwarzseherisch. Nach getaner schwerer Arbeit war der bärenstarke Georg nicht müde und schlich mit einem Bogen und Pfeilen versehen in den nahen Wald. Er kannte genau alle Wildwechsel und wusste besser als der Jagdmeister auf der [[burg: |
Nicht immer schoss Georg das Wild ab; es war vielmehr nur reine Freude am Beschleichen und Streifen in der Natur. Es war ein rechter Waldsohn, stark und knorrig wie die wetterfesten Eichen und mit scharfen Sinnen begabt. | Nicht immer schoss Georg das Wild ab; es war vielmehr nur reine Freude am Beschleichen und Streifen in der Natur. Es war ein rechter Waldsohn, stark und knorrig wie die wetterfesten Eichen und mit scharfen Sinnen begabt. | ||
- | Seiner Leidenschaft folgend, war Georg König eines Abends wieder in den Wald geschlichen und hatte bis weit muldenaufwärts gepürscht. Im einer Schlucht drängte sich ein Rudel Hirsche. An ihrem Gebaren erkannte Georg, dass ein Wetter nahe sei und bemühte sich, schnell heimwärts zu eilen. Nicht weit kam er; es wurde stockfinster im dichten Walde, durch dessen Gezweige bisher noch immer einiges Mondlicht geschienen. Ein heftiger Sturm rüttelte an dem Tannen und Fichten. Langsam und vorsichtig stieg Georg vorwärts; denn pechschwarz war es um ihn und kaum sah er die Hand vor den Augen. Dann eine Weile unheimliche Stille. Die Ruhe vor dem Sturme. Ab und zu erhellte ein grelles Wetterleuchten den Wald. Blitzartig sah dann Georg, wo er sich befand und tappte weiter. Da ertönte dumpfes Rauschen. | + | Seiner Leidenschaft folgend, war Georg König eines Abends wieder in den Wald geschlichen und hatte bis weit muldenaufwärts gepürscht. Im einer Schlucht drängte sich ein Rudel [[typ: |
- | Der Sturmwind sauste heran, dass die Waldriesen ächzten, knatterten und stöhnten. Dichter wolkenbruchartiger Regen strömte auf den Wald hernieder. Nicht lange dauert es, da drang das Nass durch die Kronen und es begann auf den Boden zu rieseln. Dazu war es so finster, dass selbst der waldkundigste Wilderer seinen Weg nicht mehr wusste. Er tappte eine Weile noch in der Irre. Dann spürte er, dass er an einem Abhange sein musste und hielt sich am Stamme eines Nadelbaumes fest. Einer der zuckenden Blitze zeigte ihm, dass er am hohen Uferrande stehe, der steil in die hohe Wassermassen führende sturmgepeitschte Mulde abfiel. Ein Schritt weiter und der nächtliche Streifer wäre auf Nimmerwiedersehen abgestürzt und in dem rasenden Flusse versunken. | + | Der Sturmwind sauste heran, dass die Waldriesen ächzten, knatterten und stöhnten. Dichter wolkenbruchartiger |
- | Die nächsten Blitze enthüllten dem Wilderer, dass unmittelbar vor ihm zerfallenes Gemäuer sei. Die Isenburg! Mit Schaudern gedachte der Wilderer der von ihr im Umlauf befindlichen Geschichten. Noch nie hatte Georg die Ruine betreten, sondern sie scheu umgangen. Jetzt trieb ihn die Not und die Hoffnung, ein trockenes Plätzchen und Schutz vor dem Unwetter zu finden, zu ihr. Strauchelnd tastete sich König vorwärts und fand den Eingang. Ein Blitz enthüllte ihm auf Augenblicke die Stelle, wo eine Tür zu weiteren Gemächern führte. Er tastete zu ihr hin und fand zu seinem Staunen eine feste Tür, die er aufstieß, und gelangte in einen bedeckten Raum. Als er in diesem zu fühlen und zu forschen begann, stieß er an etwas. Klirrend schien irgendein besonderes Gefäß umzustürzen und in Scherben zu zerspringen. Erschrocken hielt Georg inne. Er vernahm deutlich einen tiefen Atemzug und sah im Dunkel ein Paar glühende Augen in grünlichem Schimmer leuchten. Bestürzt wollte er fliehen, aber er fiel. Da vernahm er eine Stimme: „Wer ist hier? Wer stört meine friedliche Ruhe?“ | + | Die nächsten Blitze enthüllten dem Wilderer, dass unmittelbar vor ihm zerfallenes Gemäuer sei. Die [[burg:Isenburg]]! Mit Schaudern gedachte der [[typ: |
Erschrocken, | Erschrocken, | ||
- | Wo Georg die glühenden Augen gesehen, saß eine große schwarze Katze, die ihn aufmerksam anstierte. Am Herd saß, vom Flammenschein rötlich übergossen; | + | Wo Georg die glühenden Augen gesehen, saß eine große schwarze |
- | „Die Ahnfrau! Gott steh mir bei!" jammerte | + | Die noch junge Frau forderte |
- | Die noch junge Frau forderte Georg auf, vor ihr Platz zu nehmen, was er auch tat. Dann musste er ihr berichten, wie er in die Ruine gekommen sei und was er von ihr halte. Offenherzig, | + | Die weiße Ahnfrau reichte dem [[typ: |
- | Waldkräuter | + | Die weiße Ahnfrau fragte nach den Verhältnissen in der Umgebung |
- | Die weiße Ahnfrau fragte nach den Verhältnissen | + | So verging einige Zeit. Da kam Kunde vom Nahen eines Hussitenhaufens, |
- | Georg König | + | Auch heute hatte er wieder einen feisten [[typ: |
- | Vielleicht war das Weib in der Ruine nicht die Ahnfrau, | + | Da dachte |
- | So verging einige Zeit. Da kam Kunde vom Nahen eines Hussitenhaufens, | + | Frohlockend stürmte |
- | Auch heute hatte er wieder einen feisten Hirsch erlegt, den er nach der Ruine schleppte, um durch dieses Opfer die in seinen Augen allmächtige Burgfrau günstig zu stimmen. Als der Wilderer vor dem Gemach stand, das er noch nicht wieder seit der Wetternacht betreten hatte, öffnete sich die Tür und die weiße Ahnfrau kam heraus. Sie befragte ihn über die Lage und als er von dem Hussitenschreck erzählte, horchte sie auf. | + | Als es tagte, vernahm man großen Lärm im Dorfe Stein. Aus den Häusern schlugen Rauchsäulen.. Die Hussiten waren da. Ein Haufen mit Lanzen und Morgensternen bewaffneter Hussiten nahte der Mühle und erhob wildes Geschrei, als der Mühlgraben sie von dem Gebäude trennte. Sie begannen Pfeile mit brennendem Stoff zu umwickeln |
- | „Ich werde euch retten, wenn die Hussiten | + | „Wenn nur die Ahnfrau helfen würde!" |
- | Da dachte der junge Wilderer an die Märchen der Muhme Barbara , und, auf sein Glück hoffend, sprach er schüchtern den Wunsch aus, die Ahnfrau, wie er sie ansprach, zu ehelichen | + | „Die weiße |
- | Als es tagte, vernahm | + | Wie man bald erfuhr, war sie Böhmin. Vor Jahren war eine kleinere Hussitenabteilung in der Gegend aufgerieben worden |
- | „Wenn nur die Ahnfrau helfen würde!" | + | Georg König lebte zufrieden mit Andjola und wurde nach dem Tod des alten Davids Mühlenpächter, |
- | Der Lärm bei den Hussiten hörte indes plötzlich auf. In fremder, böhmischer Sprache vernahmen die geängstigten Mühlenbewohner eine laute Frauenstimme, | + | //Quelle: [[https:// |
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- | „Die weiße Ahnfrau ist's! Sie rettet uns!“ schrie Georg König und eilte ihr entgegen. | + | //Sage des Monats Mai 2021// |
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- | Alle Gefahr schien beseitigt. Die Hussiten löschten das Feuer und zogen ab. Die junge Frau blieb in der Mühle zurück und nachdem sie den Einwilligung sämtlicher Familienmitglieder sowie der Herrschaft von Burg Stein hatte, wurde sie mit Georg getraut. | + | {{tag> |
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- | Wie man bald erfuhr, war sie Böhmin. Vor Jahren war eine kleinere Hussitenabteilung in der Gegend aufgerieben worden und ihr Tross, bei dem Frauen und Kinder sich befanden, flüchtete. Dabei verirrte sich Andjola Wallenta, so hieß Georgs Weib, und kam in die Isenburg. Da sie fürchtete, als Ketzerin verurteilt zu werden, hielt sie sich hier verborgen. Sie schuf sich ein Gemach in den Räumen der alten zerfallenen Ritterburg. Kupfernes Gefäß und Waffen besaß sie noch, da ihr Wagen ja in der Nähe bei dem heutigen Dorfe Wildbach die Achse gebrochen hatte. Sie hatte dieses Gut in dis Ruine gebracht, wo sie ein wildes Naturleben führte. | + | |
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- | Georg KÖNIG lebte zufrieden mit Andjola und wurde nach dem Tod des alten Davids Mühlenbesitzerbzw. Pächter, denn die Mühle ist Eigentum der Schönburgischen Herrschaft auf Burg Stein. | + |