Die Rur

Seit Jahrtausenden prägt unser wildes Gewässer Landschaft und Leute des Rurtales.

Die Rur entspringt bekanntlich in Belgien im Naturpark Hohes Venn in der Nähe des Dörfchens Sourbrodt. Dort erzählt man sich zur Entstehung der Rur folgende Sage:

Vor uralten Zeiten wanderte ein steingrauer Zwerg über die Eifelberge. Er wollte das Leben und Treiben der Menschen kennen lernen, um die Guten belohnen und die Bösen bestrafen zu können. Aber der Weg über die öden Berge war beschwerlich, die Dörfer und Weiler lagen halbe Tagesreisen von einander entfernt und die Sommersonne sengte und dörrte das zäheste Heideried.

Den einsamen Wanderer quälten Hunger und Durst und zwangen ihn ermattet auf einen Wegstein nieder. Vor Müdigkeit fielen dem Zwerg die Augen zu. Da klangen stolpernde Schritte hinter dem nächsten Hügel. Es war die alte „Schulzemöhn“, die zweimal in der Woche Botengänge über die Höhen machte und auf dem Weg als Zehrung alte Brotreste mit sich führte. Als sie des Ruhenden Gewahr wurde, hielt sie ihm das Brot entgegen und meinte treuherzig: „Sur Brod es got“!

Als der Zwerg sich gestärkt hatte, bat er die Muhme, einen Wunsch zu äußern. Die aber blieb vor Staunen und Schreck stumm. Da sagte der Zwerg: „Gutes will ich tun an deinen Kindern und Enkeln und an diesem wasserarmen Land“. Und er hieß sie, dort, wo sie stehe, zu graben und verschwand. Die alte Frau begann zu graben und bald sprang ein silberklarer Quell aus der Erde, floss als Bächlein ins Tal und ward in der Ferne zu einem schönen Fluss; es war die Rur.

Das Tal unweit der Quelle blühte herrlicher denn zuvor. In seinem Frieden siedelten sich bald Wandermüde und Heimatfreunde an. So ward aus den einzelnen Siedlungen und Hütten ein Dörflein, das den Namen: „Sourbrodt“ erhielt.

Quelle: Heimatblätter Dürener Zeitung 1938;