Die Römermännchen

In uralten Zeiten, als die Stadt Gression noch stand, wurde in der Gegend viel geschürft; man grub besonders nach Blei-, Eisen- und Kupfererzen. Das größte Bleibergwerk war im Schieferling zwischen Gressenich und Diepenlinchen. Viele sagen, diese Gruben seien zur Römerzeit in Betrieb gewesen, andere meinen, es müsse noch viel früher, schon vor der Sündflut gewesen sein.

Denn das Bergwerk im Schieferling lag bis zu den vierziger Jahren des vorigen Jahrhundert tief unter angeschwemmtem Sande begraben, und darunter kamen Schlacken zum Vorschein, die noch viel Metall enthielten, und man hat sie in Stolberg sogar noch einmal verschmolzen. Außerdem hat man da im Sande auch „Rüster aus Eisen“, alte Schmelzöfen, gefunden; es waren kleine Handöfen, die mit Holzkohle geheizt wurden.

In den Bergwerken arbeiteten ganz kleine Menschen, es sollen Römer gewesen sein, wie die alten Leute sagen; denn früher nannte man Menschen von ungewöhnlich kleinem Wuchs Römermännchen. In einer anderen Sage heißt es, es wären Tataren gewesen (damit sind Zigeuner gemeint), doch werden sie auch Heinzelmännchen genannt. Sie waren außerordentlich geschickt in der Arbeit, und der ganze Boden war ausgehöhlt durch Gänge und Gewölbe.

Durch den großen Erzreichtum soll die Stadt Gression auch zugrunde gegangen sein, der Reichtum hatte die Leute zu Übermut und Völlerei verführt. Es kam die Sündflut oder, nach anderer Sage, fremdes Kriegsvolk, zerstörte die Bergwerke und rottete die Bergleute aus.

Quelle: Heimatblätter 1936; www.werner-olbertz.de