Die Nixen von Seifertsmühl

  von Adolf Bieß, Plessa 
  Vgl. die Nixensagen in den Heimatkalendern 1955, 1956 und 1959.
  B. Schulz in Heimatkalender 1928, leicht gekürzt

Vor langen Jahren lebten im Seifertsmühler Mühlteich bei Merzdorf zwei Nixen glücklich und zufrieden mit ihrem alten Vater tief unter dem Wasserspiegel in ihrem Schloß. Zuweilen in mondhellen Nächten kamen sie herauf und tanzten und sangen auf der Mühlwiese. Wenn aber aus dem Tanzsaal, der unweit der Mühle stand, der Klang der Fiedel herüberklang, dann sehnten sich die Nixen danach, auch einmal unter den Menschenkindern im erleuchteten Saal auf blankem Boden mittanzen zu können. Aber der alte Nix schlug ihnen diese Bitte hartnäckig ab.

Endlich nach wiederholten Bitten und langem Zögern gab er doch nach und erteilte ihnen die Erlaubnis unter der Bedingung, daß sie vor Tagesanbruch wieder im Wasser sein müßten. So erschienen sie in einer schönen Sommernacht auf dem Tanzsaal, und alles staunte über ihre Schönheit und ihre wunderhübschen Gewänder. An Tänzern fehlte es nicht.

Den Nixen gefiel es so gut, daß sie auch den letzten Tanz nicht auslassen wollten. Dann aber verschwanden sie unbemerkt und schnell, wie sie gekommen waren. Sie eilten zum Mühlsteig, doch inzwischen ging die Sonne auf. Zu ihrem Schrecken fanden sie Teich und Bach leer, das Schloß war verschwunden und der Vater trotz Rufens nicht zu finden. Weinend gedachten sie seiner Worte. Die Lust am Tanze hatte ihnen die Heimat geraubt! Was blieb ihnen übrig? Sie mußten sich in der Nähe eine Quelle suchen, in deren Wasser sie schnell verschwanden.

Gleich darauf kamen Krähen herbei und mauerten den Born bis obenhin zu, um die Nixen künftig von den Menschen fernzuhalten. Er hieß fortan der Krähenborn.

Später sollen die Nixen weiter nach Norden gezogen sein. Beim Tanz hat sie niemand wieder gesehen.

Quelle: Heimatverein Merzdorf