Die Merzdorfer Brautfahrt

  M. Gebhardt im Heimatkalender 1939

Zwischen Merzdorf und Prösen dehnten sich in alter Zeit große Sümpfe und Wasserflächen aus, so daß der Verkehr zwischen beiden Dörfern oft zu Kahn stattgefunden haben soll. Nun hatte eine Dorfschöne aus Merzdorf ihr Herz einem Prösener Burschen geschenkt und wollte eines Tages zu ihrem Auserwählten nach Prösen, um mit ihm Hochzeit zu halten. Der Bräutigam und die Verwandten hatten sich vor dem Dorfe auf einem Hügel versammelt, um die Braut im festlichen Zuge nach alter Sitte einzuholen.

In der Ferne sahen sie schon die Braut im Kahne die Wasserfläche überqueren. Das war ein freudiges Winken hüben und drüben. Auf einmal hörten sie gellende Schreie. Der Kahn war in den Strudel gekommen und gekentert. Das Mädchen streckte hilfesuchend die Arme aus und versank vor den Augen des Bräutigams und der Hochzeitsgäste im Wasser.

Kurz entschlossen sprang der Bräutigam aber ins Wasser und schwamm auf den gekenterten Kahn zu. Unter eigener Lebensgefahr konnte er Braut und Kahn glücklich retten. Der Beifall und Jubel der versammelten Prösener war groß. So zog das junge Paar glücklich im Dorfe ein und besiegelte den Bund fürs Leben.

Quelle: Heimatverein Merzdorf