Die Mergesjuffer und der Dachdecker

  Mündlich

Die Mergesjuffer tat keinem etwas zuleide, es sei denn, dass man sich ihr ungebührlich nahte. Das musste ein Strohdecker aus Leversbach erfahren, der in Boich beschäftigt war. Damals waren alle Häuser noch mit Stroh gedeckt. Der Dachdecker hatte etwas tief ins Gläschen geguckt, und als man ihn beim Weggange zur späten Nachtstunde fragte, ob er nicht vor der Juffer bange sei, antwortete er dreist: „Ich wünschte, dass ich sie heute Abend träfe.“

Am Mergegraben sah er sie auf sich zukommen. Weil sie so schön war, nahm er sie in den Arm. aber da ging es mit ihm in zunehmender Geschwindigkeit auf Leversbach zu. so dass ihm Hören und Sehen verging. Am Dorfeingange ließ ihn die Juffer los und erschöpft sank er zu Boden.

Quelle: Heinrich Hoffmann: „Von Römern, Rittern und ruschigen Juffern“ Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Rurgebiet