Die Kosaken zerstören Abenden

Der Volkssage gemäß sind die drei benachbarten Ortschaften Hausen, Blens und Abenden in Kriegszeiten zweimal niedergebrannt worden. Die Kosaken sollen am schlimmsten in den Dörfern gehaust haben. Genaueres weiß man über das Schicksal des Dorfes Abenden.

Auf ihrem Zuge durch unsere Gegend näherten sich die Kosaken dem Dorfe Abenden. Die Kundschafter, die sie vorausgeschickt hatten, wurden von den Bewohnern getötet. Das erzürnte den russischen Heerführer. Sofort gab er den Befehl, den Ort niederzubrennen und an den Bewohnern Rache auszuüben. Der grausame Befehl wurde auch ausgeführt.

Alle Bewohner, die nicht geflohen waren, wurden getötet. Selbst die hilflosen Kinder fanden kein Erbarmen. Sie wurden auf den Bajonetten aufgespießt, und dann wurde Fangball mit ihnen gespielt, indem ein Soldat sie dem anderen im Bajonett zuwarf. Bei diesem gräßlichen Werke traf ein Soldat in einem Hause auf ein Kind in der Wiege, das ihn beim Eintritte anlächelte. Das rührte das rohe Soldatenherz. Um es grausamer Hand zu entziehen, legte der Soldat das Kind auf die Erde und stülpte die Wiege darüber. Seine Kameraden, die ins Haus dringen wollten, hielt er mit den Worten zurück: „Kommt, hier ist das Werk schon vollbracht.“ Einer aber störte sich nicht an ihn. Kurz nachher sah man das Kind am Bajonett aufgespießt.

Quelle: Heinrich Hoffmann: „Von Römern, Rittern und ruschigen Juffern“ Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Rurgebiet; Brandenburg, Franz J: Abenden – wie es war, Ein historischer Rundgang durch die Perle des Rurtals, Abenden 1997