Die Göttin Hertha auf Rügen

  Mündlich, Rellstab: Ausflucht nach der Insel Rügen. Berlin 1797. S. 81 
  Grümbke: Streifzüge durch das Rügenland.

Die Herthaburg nahe bei Stubbenkammer war in heidnischen Zeiten der Wohnsitz der Göttin Hertha. Diese war den Menschen stets wohlgesinnt und segnete ihre Fluren und Äcker mit Früchten. Wenn aber die Zeit der Ernte da war, dann fuhr die Göttin auf einem mit Kühen bespannten Wagen durch das Land, und überall, wohin sie kam, wurde sie mit Jubel begrüßt.

Ein Priester, welcher die Hertha bei ihrem Umzuge begleitete, führte dieselbe, wenn sie sich an dem Anblick der Menschen gesättigt hatte, in ihr Heiligtum zurück. Alsdann badete sich die Göttin in dem benachbarten Herthasee. Die Diener aber. welche hierbei hilfreiche Hand leisteten, wurden sämtlich getötet. Deshalb hat auch niemand genaue Kunde darüber, wie es eigentlich beim Dienste der Hertha zugegangen sei.

Andere erzählen, es seien alljährlich ein edler Jüngling und eine edle Jungfrau der Göttin Hertha zu Ehren im See ertränkt worden.

Wenn man den Fußsteig benutzt, welcher am Ufer des Herthasees entlang bis hinter den Wall führt, so erblickt man mitten gegen den See einen Einschnitt im Ufer - das soll die Stelle sein, wo der heilige Wagen der Göttin Hertha in den See hinabgestürzt wurde. Es wird auch berichtet, daß in früheren Zeiten eine Brücke über den See geführt habe.

Quelle: Homepage des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V