Die Erfindung des Spitzenklöppelns

Im Sächsischen Erzgebirge ist die Kunst des Spitzenklöppelns seit Jahrhunderten bekannt, und zahlreiche Familien erwerben noch heute damit ihren Lebensunterhalt. Als Erfinderin des Klöppelns wird Barbara Uttmann genannt. Sie wurde im Jahre 1514 geboren und war die Tochter des Fundgrübners Heinrich von Elderlein. Schon als Kind bewies sie eine seltene Geschicklichkeit in allen weiblichen Handarbeiten und zeichnete sich besonders in der Verfertigung von Spitzen mit der Nadel aus. Wie sie zur Erfindung der Klöppeltechnik gekommen ist, darüber erzählt die Sage:

Ein junger Mann aus der damals berühmten Familie Uttmann, die durch den Bergbau wohlhabend geworden war, bewarb sich um Barbaras Hand, und seine Werbung fand günstige Aufnahme. Auch die Eltern der Liebenden hatten gegen die Verbindung nichts einzuwenden, und so wurde der Tag der Vermählung festgesetzt. Die Männer trugen zu jener Zeit breite gestickte Hemdkragen, und Barbara wünschte ihren Bräutigam am Hochzeitstage mit einem selbstgefertigten Spitzenkragen zu überraschen. Sie sann und grübelte also noch eifriger als sonst über die neue Art der Spitzenbereitung, mit der sie sich schon lange beschäftigt hatte. Sie versuchte alles mögliche, steckte Nadeln in ein Kissen, schlang Fäden um sie und brachte auf diese Weise endlich ein Gewebe zustande, dem sie mit der Nadel die letzte Vollendung gab. So soll die erste geklöppelte Spitze entstanden sein, die der Bräutigam der Erfinderin an seinem Hochzeitstage als Halskragen trug.

Eine andere Sage freilich erzählt, daß Barbara in der Kunst des Spitzenklöppelns von einer Magd unterrichtet wurde, die aus Brabant entflohen war und in dem Hause des Herrn von Elderlein Zuflucht gefunden hatte.

Quelle: Oskar Ebermann, Sagen der Technik, o. J., S. 112; Sagen.at