Der Fussfall

Um das Jahr 1710 lebte in Hochkirchen neben der Kirche, dort, wo heute das Gasthaus „Im Kirchspielkrug“ steht, ein wohlhabender Mann. Er hieß Andreas Hamacher und hatte drei Söhne: Evert, Winand und Jakobus. Die Söhne sollten auch die Erben des väterlichen Vermögens sein.

Evert, der älteste der Brüder, zog in jungen Jahren als Handwerksbursche auf Wanderschaft. Winand und Jakobus blieben zu Hause. Für die jüngeren starb der Vater allzu früh. Sie wurden unter Vormundschaft gestellt, während Evert, zu der Zeit 22 Jahre alt, von seiner Wanderschaft noch nicht zurückgekehrt war.

Wegen einer Schuld von 150 Reichstalern betrieben nun die Vormünder der beiden Brüder den Verkauf des ganzen Anwesens, angeblich um das Besitztum der gerichtlichen Beschlagnahmung zu entziehen. Aber der Erlös aus diesem Verkauf wurde nicht ausbezahlt. Der Landbote Schröteler publizierte den Verkauf des Hamacherschen Anwesens am 21. September 1727 durch Anschlag an der Kirche in Hochkirchen. Der Witwe des verstorbenen Andreas Hamacher mit ihren Söhnen Winand und Jakobus erlaubte man zwar, das Haus weiter zu bewohnen. Aber sie waren von nun an nicht mehr Eigentümer, sie mussten Miete zahlen.

Harte Jahre der Not folgten, und eines Tages setzte man die Witwe auf die Straße, weil sie die Miete nicht aufbringen konnte. Ihr Sohn Jakobus war inzwischen nach Bonn verzogen. Menschliche Schicksale gehen oft seltsame Wege: am gleichen Tag, an dem man die Mutter aus dem Haus wies, kehrte Evert, der Älteste, endlich nach jahrelanger Abwesenheit aus Nancy nach Hochkirchen zurück. Seine weinende Mutter traf er an der Stelle an, wo heute der „Fußfall“ steht. Er versuchte zwar, die Mutter über das Ungeheuerliche hinweg zu trösten und zeigte ihr das auf der Wanderschaft zusammengesparte Geld, mit dem er das väterliche Erbe zurückgewinnen wollte.

Seinen Brüdern Jakobus und Winand übertrug er alle Rechte und verließ 1753 Hochkirchen erneut, um in der Fremde für den Rückkauf des väterlichen Erbes noch mehr Geld zu verdienen. In Hochkirchen folgten nun jahrelange Prozesse. Sie endeten damit, dass der Vogt des Schöffengerichts Nörvenich die betrogenen Erben schließlich wieder in altes Recht einsetzte.

Doch Evert Hamacher, der Junggeselle blieb, war über den langen Erbstreit alt und müde geworden. Er beauftragte einen jüngeren Bruder Jakobus mit der Wahrung der Familienrechte. Jakobus, wie seine Vorfahren und Geschwister ein frommer und gottesfürchtiger Mann, ließ im Jahre 1771 an der Stätte des Zusammentreffens seiner Mutter mit seinem Bruder Evert das heute noch erhaltene Denkmal, den „Fußfall“, errichten. Der Tradition getreu wird das Denkmal jedes Jahr am Fronleichnamstag vom Besitzer des Gasthauses „Kirchspielkrug“ geschmückt. Es ist eines der vier Segensstationen der Hochkirchener Fronleichnamsprozession.

Quelle: Wikipedia