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Der Zank im Grab

Zwei Junggesellen kommen des Sonnabends Abends von der Freit. Es ist so gegen elf. Beide sind auch am Sonntag während der Predigt geboren, also Sonntagskinder, die Geister sehen und hören können. Einer hat das aber dem anderen nicht gesagt und weiß es also keiner von dem anderen. Sie gehen miteinander über den Clausthaler Gottesacker, weil sie am Zellbach gewohnt haben. Zwischen dem Spittel und der Gottesackerkirche, wo der große Baum steht, hören sie Stimmen.

Der eine stößt den anderen an und spricht: »Härschte dos, Carel?«

»Freilich«, sagt der andere, »do zanken sich ä paar in Grob im fünf Mateer.«

»Horch, sie schalten sich ju ah!«, sagte der eine.

Und der andere spricht: »Dos sollte mer doch kaum gläm, daß fe ah im Grob noch net ämol Fried hahn könne.«

»Su giehts«, sagt der andere, „dar äne hat dam annern im fünf Matteer betruhng. Nu muß har sich ah im Grob noch än Betrieger schalten loßen. Ju, sa, mein Vater sahte immer: ›Ein gut Gewissen, ist ein gutes Ruhekissen.‹« In solchem Gespräch kamen sie vor ihrem Haus an und sagten einander gute Nacht. Ob die sich im Grabe vielleicht noch geschlagen haben, oder was noch daraus geworden, wer weiß es?

Quelle: Sagen und Märchen aus dem Oberharz, gesammelt und herausgegeben von August Ey im Jahre 1862