Der wunderbare Hase

Nachts bei hellem Mondenschein ging ein Jäger mit seinem Burschen auf die Jagd zur Böckerheide. Die ganze Gegend hatten sie schon durchstreift, aber nichts gesehen; alles lag totenstill da. Nur der Mond stieg langsam höher am Himmel, und im leisen Nachtwinde bewegten sich die Sträucher. Die Stunden vergingen. Mitternacht war schon vorüber.

Der Jäger wollte voll Ärger nach Hause gehen. Auf einmal sah er, nicht weit entfernt, einen großen Hasen vorübersausen. Der Jäger sagte zu seinem Burschen: „Siehst du den Hasen da laufen?” Der Bursche äugte und horchte; trotzdem sah und hörte er nichts. „Mensch, siehst du ihn nicht? Da hinten sitzt er; ich schieße ihn!” Der Bursche sah noch immer nichts. Der Hase war für den Burschen unsichtbar.

Als aber der Jäger abdrücken wollte, ging der Schuß nicht los. Er lud zum zweiten Male. Als er nun wieder anlegte, richtete sich der Hase auf die Hinterbeine und rief mit lauter Stimme: „Jäger, schieß noch einmal!” Damit verschwand er. Der Jäger eilte mit dem Burschen erschrocken nach Hause.

Ein Knecht von Merberen hatte von dem wunderbaren Hasen gehört. Wegen seiner großen Stärke glaubte er, ihn töten zu können. Spät abends machte er sich auf und ging von Merberen übers Feld zur Böcke, bis da, wo die Bäume stehen. Mit einem dicken Knüppel schlug er auf die Bäume. Da hörte er hinter sich eine feine Stimme, die rief: „Geh' dich zuerst waschen, und nimm Weihwasser.” Dann war alles wieder still. Der Knecht bekam Angst und ging bald nach Hause.

Am anderen Morgen, als es noch dunkel war, mußte der Knecht mit seinem Fuhrwerk an der Böcke vorbei. Als er in die Nähe der Bäume kam, ließ er vor Angst die Pferde laufen. Plötzlich sprang aus den Bäumen der wunderbare Hase und verwandelte sich in einen Mann. Er hielt die Pferde an, packte den Knecht und schleppte ihn mit sich fort nach Boscheln. Dort warf er ihn wider eine Hausmauer. Dann rief er: „Das ist deine Strafe!” Damit war der Mann verschwunden. Der Knecht starb noch am selben Tage. Er war ein Bockreiter gewesen.

Das Gut Merberen wurde bereits im Jahre 973 urkundlich erwähnt. Zur Unterscheidung von dem jüngeren Hof in der Gemeinde Merkstein wurde es Alt-Merberen genannt. Im Laufe der Zeit wurde das Gut aufgegeben und zwischenzeitlich abgerissen.

Quelle: Inhaltlich mitgeteilt von Franz Heesel, Alsdorf; Albert Kramer und Rudolf Bast „Alsdorf - Geschichte einer Stadt” überbearbeitet von Friedrich Schmitz, Verlag Alsdorfer-Werbe-Druck, 1971; alsdorf-online.de