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Der Wassermann im Riesnoer Teich

Fährt man aus Richtung Calau in Richtung Werchow, so muss man über den Silberberg. Am Fuße des Silberbergs liegt der Riesnoer Teich. Vor vielen, vielen Jahren hauste in diesem Teich ein Wassermann.

Wer sich bei Vollmond in die Nähe dieses Teiches wagte, hörte immer erst ein leises Rauschen, dann plätscherte und spritzte es, und der Wassermann stieg aus der Tiefe empor und setzte sich zwischen Schilf und Erlenbüschen ans Ufer. Der Mond leuchtete auf das Wasser, sodass es wie Silber glitzerte. Der Wassermann kämmte sich bedächtig und sorgfältig mit einem goldenen Kamm das Wasser aus seinem langen Haupthaar und seinem Bart.

Wie silberne Tropfen fiel das Wasser auf das Ufer und sie türmten sich in den vielen Jahren zu einem ansehnlichen Berg auf. Im Laufe der Zeit trockneten diese Silbertropfen.

Aber es war nicht ganz ungefährlich, die Tropfen aus Silber zu holen, denn manchmal lauerte der Wassermann, im Schilf verborgen, den Menschen auf, um sie mit sich in die Tiefe zu ziehen.

Erst nachdem der Wassermann sich eine andere Bleibe gesucht hatte nutzten die Menschen diese getrockneten Tropfen als sogenannten Kanzleisand.

Quelle: Günter Kalliske, Die Calauer Schweiz, REGIA-CO-WORK, 2019