Der ungerechte Sachverständige

  Vom Volksmund generationenweise überliefert

In Heimbach lebte einst ein Förster, der bei einer Verteilung von Wald als Sachverständiger großes Unrecht an den Armen beging. Man sagt, er habe den Reichen, von denen er Belohnung erhoffte, zum Nachteile der Armen mehr als ihnen zukam, zugesprochen. Zur Strafe dafür fand er nach dem Tode keine Ruhe im Grabe. Er spukte in seinem Hause und belästigte die Leute so sehr, dass sie ihn von einem Geistlichen in den Stall bannen ließen. Dort trieb der polternde Geist es noch schlimmer.

Wer sich im Stalle blicken ließ, dem hockte er auf und ließ sich tragen. Dabei machte er sich so schwer, dass man unter der Last zusammenbrach. Hierauf verwies ihn der Geistliche in den Kermeter, wo er weniger schaden konnte. Im Kermeter erschien er am Tage in Jägerkleidung und durchstreifte mit zwei Hunden den Wald. Wer ihm in den Weg kam, der musste ihn eine Strecke weit tragen. Nachts eilte er als Feuermann umher mit dem Rufe: „Wo setz ich en hen?“ (Wo setz ich ihn hin?)

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Rurgebiet, 1911; von Reinhild von Capitaine neu veröffentlicht; eifelon.de