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Der Todtentanz

In Clausthal trägt ein Schusterjunge eine Suppe weg, der Meisterin Schwester hat in Wochen gelegen und der soll er die Wochensuppe hinbringen. Er geht über den Gottesacker, es ist ein hübscher Abend gewesen; aber der Mond hat nicht geschienen. Als er bei die Gottesackerkirche kommt, so sieht er vom Wege links ab vor der hintern Kirchthür, die auf diesseit gewesen ist, Vier mit einander tanzen; sie haben Sterbekittel an und er weiß, daß sie alle hier schon vor zwei oder drei Jahren gestorben sind. Zwei Männer und zwei Frauen, denkt er, was ist denn das? träumst du denn, oder bildest du dir das ein? Du sollst einmal ordentlich zusehen. Er geht also vom Weg ab und hin und will sich überzeugen. Als er noch ein paar Schritt davon entfernt ist, da lassen die Träger los und eins der Mannsbilder springt auf ihn zu, und giebt ihm eine solche Ohrfeige, daß dem Jungen der Kopf halb auf der Seite liegt. Natürlich läßt er vor Schreck den Teller mitsammt dem Suppennapf fallen und geht zu Haus und weint. Als er nach Haus kommt, erzählt und sagt, er habe den Napf mit der Suppe fallen lassen, da will ihn seine Meisterin noch dazu schlagen. Sie hats aber nicht nöthig; denn der Junge fällt um und ist todt. Das kommt vom Vorwitz.

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