„Sürchensmusel"

Im Sürthgen bei Bergstein wohnte ein Metzger, der zur Burg Nideggen Fleisch lieferte. Eines Tages sollte er Hammelfleisch bringen. Da er gerade keines hatte, half er sich aus der Verlegenheit und schlachtete einen seiner großen Hunde und ging mit dem Fleische zum Schloss.

Die Köchin, nach anderen die Gräfin, hatte das Fleisch sofort als Hundefleisch erkannt und sagte es dem Metzger. Der Metzger beteuerte es und bekräftigte es mit dem Schwur: „Wenn das kein Hammelfleisch ist, so will ich als Hund laufen“ Kaum hatte er die Worte gesagt, da fiel ihm der Korb aus der Hand und da lief er schon als Hund davon.

Seit der Zeit hielt er sich im Sürthgen auf. Am Tage lies er sich nicht sehen, in der Nacht begleitete er manchen verspäteten Wanderer. Er war größer als ein gewöhnlicher Hund, trug langes, zottiges, schwarzes Haar, hatte große Augen und schleifte eine schwere Kette am Halse. Wenn abends die Leute von Brück bei der Totenwache zusammen kamen, setzte er seine Vorderpfoten auf die Fensterbank und guckte mit seinen großen Augen zum Entsetzen aller Anwesenden zum Zimmer hinein.

Süthgensmusel wird als gutmütig geschildert, der niemand ein Leid tat, wenn man ihn in Ruhe lies. Er verstand aber keinen Spaß. So kam ein Bewohner von Brück abends spät halb betrunken von Nideggen. An der Mühle vor Brück sah er einen Esel gehen. Er ging auf ihn zu und sprach: „Warum gehst Du nicht nach Deinem Stalle?“ Damit zog er ihn an den Ohren. Süthgensmusel - denn er war der Esel - stieß ihn unbarmherzig und schleifte ihn zur Rur in den Steinfels und lies ihn dort liegen, wo er halbtot nach 24 Stunden an den Verletzungen starb.

Sürthgensmusel trieb besonders sein unwesen auf dem Mühlenweg von Bergstein nach Zerkall. Ein Zerkaller kam eines Abends im Rausch fluchend und wetternd von Bergstein bis an die verrufene Stelle im Sürthgen. Er sah im Dunkel eine schwarze Gestalt am Wege stehen und holte erzürnt zum Schlage aus. Ehe er sichs versah, hatte ihn das immer größer werdende Ungetüm schon auf dem Rücken und trug ihn in einen Bruch hinunter, in den er ihn hineinwarf, und dann verschwand er wieder.

Quelle: F.F. Martin Aschenbroich „Die Geschichte Nideggens“; ; Heimatblätter (Beilage zur Dürener Zeitung) Nr. 26, Jg 13 vom 24.12.1936, Seite 60