Der Plohn

In jedem Dorf gab es von Zeit zu Zeit einen Bauern, dem alles auf´s trefflichste gelang. Seine Felder trugen reiche Ernte, seine Wiesen und Weideflächen prangten in saftigem Grün und das Vieh gedieh wie man es weit und breit nicht sah. Der Neid, schon immer bei den Menschen, gebar die wildesten Gerüchte. Es konnte doch nicht sein, dass das alles mit rechten Dingen zuging. Jeder kannte die „Wahrheit“ und erzählte sie hinter vorgehaltener Hand, mehr oder minder offen, jedem der sie hören wollte oder auch nicht. Auf dem Hof war der Plohn, der Drachen zu hause. Er sorgte dafür, dass alles so wurde, wie es die Nachbarn sehen konnten. Er war derjenige der für diesen Segen sorgte.

Natürlich war dies nicht ganz umsonst. Der Plohn erwartete dafür, als Gegenleistung, jeden Tag, ein Schälchen süßen Hirsebreis und die Gewissheit, das er bei seinem Schlaf, auf dem Dachboden, eng an den warmen Schornstein gerollt, von keinem Fremden gesehen wurde und sein Schlaf ungestört blieb. So lange alles so verlief, war das Glück auf dem Hof zu hause.

Es begab sich, wie in jeder Familie, von Zeit zu Zeit, dass der Bauer mit seiner Frau und den Kindern zur Taufe eines Kindes in ein weiter entferntes Dorf fahren musste. So wurde einer, für diese Zeit eingestellten, Magd ihr Tagewerk aufgegeben. Füttern der Tiere, Haus und Hof sauber halten und pünktlich zur Mittagszeit das Schälchen Hirsebrei auf den Dachboden zu stellen und dann wieder zu gehen.

Die Magd tat wie ihr aufgetragen. Als sie aber das Schälchen Brei auf den Boden brachte, konnte sie nicht wiederstehen, versteckte sich fluchs hinter einem Haufen Säcke und wartete was geschehen würde. Der Plohn erwachte, labte sich am Brei und die Magd beobachtete alles. Als der Plohn wieder verschwunden war, lief sie geschwind zu den Nachbarn und erzählte diesen, was sie gesehen hatte. Diese wiederum den anderen Nachbarn und schnell wussten alle im Dorf davon. Alle wollten den Plohn sehen und versammelten sich am nächsten Mittag im Haus des Plohn. Es geschah alles wie am Vortag, nur diesmal blieb das Geschehen vom Plohn nicht unbemerkt.

Der Bauer, auf dem Heimweg war seinem Hof nahe. Plötzlich sah er den Plohn mit feurigen Schweif aus seinem Schornstein fahren. Alles geschah sehr schnell und der Plohn war verschwunden. Nie wieder wurde er in diesem Haus gesehen und alles Bauernglück war fortan zu nichte. Der Bauer wurde ärmer, seine Weiden verdorten und die Felder brachten nur noch wenig Ertrag.

So war es vor vielen, vielen Jahren im Spreewald.