Die Kanzelley

Die jetzige Pfarrkirche zu Nideggen war früher die Schlosskapelle der Grafen von Jülich. Die Bewohner Nideggens besuchten immer die kleine Kapelle, die zu dem Kloster gehörte, das vor dem Städtchen lag. Jedoch war die Kapelle nicht groß genug, um die Menge der Gläubigen zu fassen, wenn ein Pater, der ein großer Redner war, predigen wollte. Er begab sich deshalb zur Kanzelley, um dem Volke zu predigen.

Eines Tages, als die Menge der Zuhörer noch größer wie zuvor war, hatte sich der Pater um eine halbe Stunde verspätet. Wie erstaunte er, als er einen anderen Pater in seiner eigenen Gestalt predigen hörte, dessen Stimme genau der seinigen glich. Den Bösen ahnend, vertrieb er diesen durch das Zeichen des heiligen Kreuzes.

Der Teufel, der sich jetzt dem Volke in seiner wahren Gestalt zeigte, flüchtete sich schleunigst und lief zum Kühlenbusch, wo ihm aber eine große Schlucht entgegen gähnte. Er wollte hinüber springen, aber den Sprung hatte er nicht weit genug genommen. Er kam unten auf einem Felsen an, in den er seine Fußstapfen in Form eines Pferdehufes eindrückte und heute noch ‚Düvelstrett‘ genannt wird.

Quelle: Heinrich Hoffmann „Von Römern, Rittern und ruschigen Juffern“: Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Rurgebiet; eifelon.de