Der Mondmann (Zerkall)

In Zerkall erzählt man sich die Sage vom Mondmann anders:

Ein Mann pflegte bei dunkler Nacht in die Gärten zu schleichen, um Kohl, Rüben und andere Früchte zu: stehlen. Weil ihm die Bieberei so gut gelang, brachte er es über sich, bei Mondlicht in einem Garten sich ein Bündel Rüben zu stehlen, was damals als Sünde galt. Die Strafe folgte auf dem Fuß. Er wurde in den Mond versetzt und schaut von da nach seinem gestohlenen Rübenkraut.

Eine alte Frau aus Zerkall erinnert sich von Ihrer Mutter her noch des folgenden Gedichts, das die Sage vom Mondmanne behandelt:

Der Mann im Monde

Siehst Du den Mann im Monde?
Er hat ein gelbes Angesicht,
Und dünn und struppig ist sein Bart,
Lang zugespitzt nach Ziegenart.

Wie hohl er aus den Augen blickt?
Das kommt, weil ihn das Gewissen drückt.
Es ist ein Büschel Rübenkraut,
Wonach sein Auge schaut?

Denn als er noch auf Erden ging,
Er schlich in Gärten wie ein Fuchs,
Stahl Kohl und Kraut, und was da wuchs.
Weil ihm gelang die Schelmerei,
So war er endlich kühn dabei.

Hat gar das Licht nicht mehr gescheut.
Hat einst bei heller Mondnacht
Zur Dieberei sich aufgemacht.
Wollt` Rüben stehlen, kam zum Ort
Und griff ins hohe Kraut sofort.

Da fasst`s von oben ihn ins Haar
Und eine Stimme hört er klar:
„Willst Du mein heilig Licht entweih`n?
Komm her! Du sollst zur Warnung sein!“

Und mit dem Büschel in der Hand
Zog`s ihn hinauf zum Mondesrand.
Sieh, wie sein Auge schaut
Auf das gestohl`ne Rübenkraut.

Quelle: Heinrich Hoffmann „Zur Volkskunde im Jülicher Land - Sagen aus dem Rurtal“; Heimatblätter (Beilage zur Dürener Zeitung) Nr. 26, Jg 13 vom 24.12.1936, Seite 60