Der kleine Tambour

Ein junger Franzosenheld fand in der Schlacht bei Aldenhoven einen traurigen Tod. Auf der ganzen Linie des weiteren Schlachtfeldes waren die Franzosen zurückgeschlagen worden. Ein einziger nur, ein Tambour, noch nicht einmal dem Knabenalter entwachsen, war auf der Begau bei Hoengen dem allgemeinen Gemetzel entgangen. Er war erst am Vorabend der Schlacht mit einer Abteilung Freiwilliger aus seiner Heimat, der herrlichen Provence, zur Armee gelangt und noch in derselben Nacht dem Bataillon einverleibt worden, das hier den Heldentod fand.

Schwer verwundet, lag er bleich und blutig neben seiner zerfetzten Trommel unter den toten Gefährten auf dem Schlachtfelde; seine zarten Hände hielten noch die Schlägel trotzig umklammert. Der österreichische Oberst Graf von Pforzheim sah den jungen Krieger und sagte wohlmeinend, den solle man heiler Haut zu seiner Mutter laufen lassen. Diese Worte erregten den Spott der Österreicher im Gefolge des Obersten und kränkten das jugendliche Ehrgefühl des tapferen Knaben.

Der Verwundete sprang auf, entriß einem Dragoner die Pistole und schoß den Oberst vom Pferde. Da stürmten von allen Seiten die Krieger gegen ihn und schlugen ihn nieder. Der Oberst wurde in Aldenhoven auf dem Kirchhofe begraben, wo bis in die letzte Zeit noch sein Grabmal gezeigt wurde.

Als Schlacht bei Aldenhoven werden zwei Schlachten des Ersten Koalitionskrieges bezeichnet, bei der sich am 1. März 1793 und am 2. Oktober 1794 französische Revolutionstruppen und Truppen einer Koalition aus Österreich und Preußen bei Aldenhoven gegenüberstanden.

Quelle: Heinrich Hoffmann: Zur Volkskunde des Jülicher Landes, II. Teil; alsdorf-online.de