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Der Grasmäher ein Hund

Vor langen Jahren mähten ein paar Bergleute Gras miteinander. Oft hatte der eine des anderen Appetit bewundert und gesagt: »Wo du das viele Essen lässt, kann ich nicht begreifen.«

Wie nun Vesperzeit war, legten sie ihre Sensen hin, und der Vielfraß sagte zum anderen: »Bleib hier, ich will einmal ins Holz.«

Sie waren nicht weit vom Schindanger. Er ging. Der andere ahnte nichts Gutes und schlich sich deshalb unbemerkt dahinter her. Bald darauf sah er zu seiner Verwunderung, dass der Erste bei einem ausgeschleppten und abgedeckten Pferd stand, einen Riemen aus der Tasche zog, diesen umband und gleich darauf in einen großen schwarzen Hund verwandelt wurde. Begierig stürzte sich dieses Geschöpf auf das Aas, fing heißhungrig an zu fressen, bis die halbe Pferdekeule verzehrt war. Dann tat er, als wenn er sich einige Haare aus der Seite rupfte und war in dem Augenblick der frühere Mensch wieder. Alsdann kam er langsam zurück und begegnete nun seinem Kameraden, der noch stumm und starr da stand.

Der aber sagte: »Jetzt habe ich gesehen, woher es kommt, dass du so viel beschlagen kannst. Du hast einen Hundemagen. Ich habe alles gesehen, was du gemacht hast und …«

Indem er noch weiter sprechen wollte, war sein Kamerad verschwunden und niemand hat je wieder davon etwas gesehen und gehört.

Quelle: Sagen und Märchen aus dem Oberharz, gesammelt und herausgegeben von August Ey im Jahre 1862