Das Wunder am Eschepütz

  Friedrich Jakob Schruff: Nettersheim - und wie es geworden, 1969, Manuskript

Vor über tausend Jahren, im Jahre 920, wurden die Gebeine des heiligen Potentinus und seiner Söhne Felicius und Simplitius in einer großen Reliquienprozession von Karden an der Mosel nach Steinfeld gebracht. Die Route führte auch über Nettersheim. Dort machte man Rast wegen der großen sommerlichen Hitze. Die Menschen liefen zusammen, um die Reliquien zu verehren. Man betete und sang. Mönche und Priester sangen das Tedeum. Da geschah in Nettersheim ein Wunder.

Ein alter Mann, der noch dem heidnischen Glauben anhing, kam des Weges, stieß einen Stecken in den Boden und sagte herausfordernd: „Wenn ihr Heiliges traget, dann soll hier eine Quelle entspringen. Alle Durstigen, Menschen und Vieh, sollen trinken!“ Da sahen alle, dass - wie durch ein göttliches Wunder - der Boden feucht wurde und bald ein Wassertümpel entstand, so dass alle ihren Durst stillen konnten. Der Stecken aber ward zum Baum. Alle staunten und lobten Gott in seinen Heiligen.

Die Quelle hat den Namen Eschepütz. Es ist von der Esche nichts mehr zu sehen, aber die Tatsache des Brunnens und der Esche, die dort gewachsen, war bei unseren alten Vorfahren immer noch lebendig. Später wurde die Quelle im Volksmund auch „Potentinus - Brunnen“ geheißen. Heute steht an dieser Stelle ein schönes Hubertuskreuz, das die Inschrift Anno 1839 trägt.

Das Kreuz am Ortsausgang Richtung Bahrhaus ist auch als „Marks - Kreuz“ belegt, da es den Platz der Quelle markierte. Es gibt einer Nebenstraße zwischen Höhenweg und Steinfelderstraße den Namen „Marxstraße“. Die Legende ist bereits aus einem Reimkodex von 1500 belegt.

Quelle: www.sophie-lange.de