Das Kind und der Schlangenkönig

Die junge Frau eines Bauern hatte ein kleines Kind. Wenn sie in den Stall ging, um zu melken, setzte sie immer eine Schüssel mit Milch und Brotstückchen in der Küche auf den Fußboden, damit das Kind essen könnte. Jedes Mal, wenn die Mutter zurückkehrte, erzählte die Kleine, es wäre eine Katze gekommen und hätte die Milch ausgeleckt, die Brotstückchen aber liegen gelassen. Um zu erfahren, was an der Sache sei, passte die Frau einmal heimlich auf, was für eine Katze das wohl wäre. Und da sah sie, wie eine Schlange mit einer Krone auf dem Kopf herzu gekrochen kam und die Milch ausschleckte. Das Kind aber schlug ihr mit dem Löffel auf den Kopf und rief: „Iß nur auch die Brotstückchen und lecke nicht nur die Milch.“ Die Mutter fürchtete, dass dem Kind etwas geschehen könnte. Die Schlange trank aber nur die Milch und kroch dann wieder davon. So kam sie täglich, und immer geschah das gleiche, bis ein Jahr um war. Dann legte die Schlange ihre Krone ab und schenkte sie dem Kinde. Dieses wurde dadurch sehr reich.

Quellen:

• Sage aus der Niederlausitz - Haus für sorbische Volkskunst
• Aufgespürt und aufgeschrieben vom Radduscher Ortschronisten Manfred Kliche im Vettschauer Mitteilungsblatt 12/2021