Das Feuermännchen

„Der Feuermann! Der Feuermann!“ schreien alle entsetzt auf und dann geht es Hals über Kopf in die nahe liegenden Scheune von Tönnes. Kaum aber war hinter den Helden das Scheunentor zugeschlagen und in der Eile der Riegel vorgeschoben, da pocht der Feuermann schon, Einlass heischend am Tore und durch die Ritzen sieht man es glühen und leuchten. „Mein Fettmännchen, das versprochene Fettmännchen“, quäkt es vor dem Tore.

Da war denn guter Rat teuer, denn allen war das Herz in den Hosenboden gesunken, keiner getraute sich das Tor zu öffnen. Soviel auch die andern den losen Spötter schupsten und stießen, dass er herausgehen und das Fettmännchen überreiche, der wehrte sich dagegen mit Armen und Beinen.

In dieser großen Not, denn das Tor fing schon an zu rauchen und sie vermeinten nicht anders, als sie müssten elendiglich verbrennen, falls der Feuermann ihnen nicht den Hals umdrehen würde, kam einem ein rettender Gedanke. Das Fettmännchen wurde zwischen die Backen einer Kluft [Feuerzange] gelegt und durch eine Ritze dem Feuermann zugeschoben. Der war denn damit wohl zufrieden und zog wieder ab. Die Enden der Kluft aber, die der Feuermann berührt hatte, waren rot vor Glut.

Von da an wagte niemand mehr über den Feuermann zu spotten und auch sein Revier am Teufelsloch im Hirnberg wurde gemieden. Und es geht die Sage, dass es bis dato noch niemand gewagt habe, bis an das Ende in diese Höhle hinein zu kriechen, denn man weiß, dass der Feuermann nicht mit sich spaßen lässt.

Quelle: Pfarrer Krause in Eschweiler bei Münstereifel: Der Feuermann vom Hirnberg und das versprochene Fettmännchen. In: Eifelvereinsblatt, Januar 1914, Seite 13 und 14.