Das Festmachen

Als es noch keine Eisenbahnen gab, mußte alles mit der Achse auf den damals schlechten Wegen, die manchmal knietiefe Fahrgeleise hatten, befördert werden. In Abenden erzählte man sich in jener Zeit viel vom Festmachen. Darunter verstand man das unerklärliche Stillstehen eines Gefährtes auf ebener Straße und nicht das Festfahren in den Fuhrgeleisen.

Eines Abends blieben einem Abendener wie mit Zauberschlage die Pferde auf ebenem Wege stehen. Alle Versuche, die Tiere von der Stelle zu bringen, waren vergeblich. Da fiel dem Fuhrmann ein glücklicher Gedanke ein. Er ergriff eine der Klappern – diese befanden sich in damaliger Zeit an den Rädern, drei bis vier an der Seite, um durch Eingreifen in die Speichen der Räder die Schnelligkeit des Fahrens bergab zu hemmen – und schlug mit starker Hand in die Speichen eines Rades.

Augenblicklich war der Zauber gelöst, und die Tiere fuhren mit leichter Mühe weiter. Zu gleicher Zeit stürzte der böse Nachbar des Fuhrmannes, der Urheber des Zaubers, der nicht weit davon hinter der Hecke stand, wie mit zerschlagenen Gliedern zu Boden.

Quellen: Heinrich Hoffmann: „Von Römern, Rittern und ruschigen Juffern“ Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Rurgebiet; Brandenburg, Franz J: Abenden – wie es war, Ein historischer Rundgang durch die Perle des Rurtals, Abenden 1997 & Brandenburg, Doris und Franz J.: Abenden – Daten zur Geschichte eines kleinen Rurdorfs am Rand der Nordeifel; Teil 1-3