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Die Rache der Bludniks

  Radusch

Zur Zeit des siebenjährigen Krieges regierten im Raduscher Busch die Bludniks. Sie hatten ihren Sitz auf einer grossen hohlen Weide und leuchteten oft in der Nacht wie eine siebenarmige Lampe.

Einst beredeten sich zwei Jungen, sie wollten die Bludniks auf der Weide ausbrennen. Die Jungen wurden zwar gewarnt, die Bludniks auf ihrer Weide zu stören, da sie die Seelen von verstorbenen Kindern wären, allein die Jungen liessen sich in ihrem Vorhaben nicht irre machen, sondern nahmen Reisigbündel und gingen damit zu der alten Weide. Hier legten sie die Reisigbündel auf die Krone der alten Weide, dann brannten sie dieselben an. Darauf liefen die Jungen eilig nach Hause. Sie wollten eben zum Hofthore hineingehen, als sie von unsichtbarer Hand ergriffen und über das Hofthor hinüber geworfen wurden. Sie fielen in ein Wasserloch, welches sich auf dem Hofe befand und blieben eine ganze Weile besinnungslos darin liegen.

Nach einiger Zeit kamen sie zu sich, krochen auf das Trockene und gingen in das Wohnhaus; dort erzählten sie, was geschehen war. Da sagten die alten Leute, welche das horten: „Passt einmal aaf, die Beiden sterben noch in diesem Jahre.“ Und richtig, zur Kirmes wurden die beiden Kinder begraben.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880