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Fluchen bringt Unglück

  Dissen

Eines Nachts ging ein Bauer von Cottbus nach Dissen. Da er zu viel getrunken hatte, ging es nicht recht vorwärts und in seinem Aerger fluchte er, was das Zeug hielt. Es dauerte nicht lange, als er so fluchend vorwärts stolperte, dass er viele Bludniks in der Ferne spielen sah. Als er diese erblickte, fluchte er nur um so lauter und rief: „Euch kenne ich schon, Ihr wollt mich nur in den Sumpf locken, ich aber werde Euch nicht folgen“ Darauf ging er weiter, so gut er konnte, ohne auf die Bludniks zu achten.

Plötzlich stand er an dem Rande eines Sees. Nun merkte er, dass er doch durch die Bludniks irre geworden war. Um aber nicht noch mehr in die Irre geführt zu werden, legte er sich in das Gras. Da war es ihm, als ob die Bludniks immer näher und näher kämen, und es däuchte ihm, als brenne es rings um seinen Kopf. Als es endlich zu tagen begann, verwandelten sich die Bludniks in schwarze Punkte; diese umhüpften ihn so lange, bis die Sonne aufging. Endlich als die Sonne aufgegangen war und er von den Bludniks nichts mehr merkte, machte er sich auf den Weg und kam glücklich zu Hause an. Die Leute aber, denen er erzählte, was ihm zugestossen war, riethen ihm dringend ab, auf die Bludniks zu schimpfen, sonst werde ihn noch ein Unglück treffen.

Das hat aber der Bauer nicht beherzigt und so ist er denn richtig in einem Sumpf umgekommen. Er war nämlich wieder einmal aus Cottbus in der Nacht betrunken fortgegangen, ist aber nicht in Dissen angekommen, sondern man fand am folgenden Tage seine Leiche im Sumpfe. Da erklärte sich denn Jeder, dass er wieder auf die Bludniks geschimpft haben muss und die haben dann Rache genommen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880