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Die Kirche zu Zellerfeld

Früher hat auf dem Zellerfelder Gottesacker auch eine Kirche gestanden. Wenn nun ein Bergmann umkommen sollte, so war die Nacht vorher die Kirche ganz erleuchtet, und wenn einer den Mut hatte, hineinzutreten, so sah er den Bergmann, welcher umkommen sollte, vor dem Altar im Sarg.

Einmal kam eine Frau des Nachts von Goslar mit einer Tracht grüner Ware. Die Frau sah die Kirche hell erleuchtet. Da sie ein mutiges Frauenzimmer war, ging sie hinein. Drinnen war es so hell wie von tausend Lichtern, obwohl nirgends eines zu sehen war. Vor dem Altar stand ein Sarg. In dem Sarg lag ihr eigener Mann als Leiche. Erschreckt eilte sie nach Hause und bat ihren Mann, doch am nächsten Tag nicht einzufahren. Aber der Bergmann hatte doch umkommen müssen, obwohl er nicht angefahren war. Denn als er sich des anderen Tags zum Schlafen auf die Ofenbank legte, fiel vom Gesimse ein Plätteisen herab, ihm gerade auf den Kopf, und tötete ihn auf der Stelle.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883