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Die drei Schwestern

Auf der Garselleneck ist vor undenklichen Zeiten eine Goldquelle aus einem Felsen hervorgequollen. In die Nähe dieses Wassers kamen einmal an einem hohen Feiertag während der Spätmesse drei Mädchen, deren jedes einen kleinen Eimer am Arm trug. Ihr werdet sagen, die haben gewiss Gold schöpfen wollen? Nein, das nicht, zum Goldschöpfen wären die drei noch ein bisschen zu dumm gewesen. Dieses Handwerk hat nur der Venediger verstanden. Das war ein Männchen, das vor Zeiten in unserem Ländchen viele Stege und Wege hatte, und nicht selten kam es auch auf die Garselleneck. Einmal hat es ein Wirt gesehen, wie es eine Kanne unter das Goldwasser bis zum Überlaufen hielt und darauf wie ein Vogel davon flog.

Gerade an demselben Feiertag, als die drei Mädchen zur Goldquelle kamen, war auch der Venediger wieder da und wollte Schätze, wollte Gold holen. Die Mädchen suchten ein wenig abseits Erdbeeren, scherzten und lachten, als ob alles in Ordnung gewesen wäre, während sie doch in die Kirchen hätten gehen sollen, wie es sich an Sonn- und Feiertagen für Christen schickt.

Auf einmal kam der Venediger hervor und fuhr die Mädchen an: »Was tut ihr da?«

Diese waren ganz erschrocken, sahen einander verlegen an und sagten: »O, nichts!«

Darauf sprach der Venediger: »So sollt ihr auch nichts anderes werden, als drei Felsen, damit ich mein Goldwasser darunter verstecken kann!«

Und so ist es auch geworden. Die drei Mädchen wurden zu drei aufragenden Felsen, sie stehen noch heute da. Man nennt sie die drei Schwestern. Das Goldwasser wird wohl noch darunter versteckt sein, man findet es aber nicht.

Oft sind sie auch zu den Bauern auf den Hof gekommen und haben hart am Heustock gesotten und gebraten, sodass das Feuer am Heu hinauffuhr, ohne jedoch etwas anzuzünden.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883