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Die Venediger auf dem Blocksberge II

Einmal kamen Venediger zu einem Mann und fragten ihn, ob er die und die Klippe am Brocken kenne. Als er es bejahte, hießen sie ihn sie dorthin zu führen. Als sie nun auf der Klippe waren, schlug der eine mit einer eisernen Rute auf den Stein. Da tat sich die Klippe voneinander. Nun nahmen sie von dem Lehm, der darunter lag, füllten ihre Ränzel damit und fragten den Mann, ob er auch etwas davon haben wolle. Er aber sagte, davon habe er zu Hause genug. Darauf zog jener seine Flöte heraus und fing zu blasen an. Da kamen aus allen Ecken der Klippe Schlangen hervor, und immer mehr kamen, und immer mehr. Sie aber sagten, es sei immer die rechte noch nicht. Endlich, zuletzt, kam eine, die hatte eine Krone auf dem Kopf, und das, sagten sie, sei die rechte. Da fingen sie dieselbe und schlugen ihr den Kopf ab. Einer von ihnen holte eine Pfanne heraus, und darin wurde sie gebraten. Danach verzehrten sie die Schlange und fragten den Mann, ob er auch was davon wolle. Er aber schlug es aus. Darauf pflückten sie ein paar gelbe Blumen, die umherstanden, und gaben sie ihm. Nun schlug der eine mit der eisernen Rute wieder auf die Klippe und diese tat sich wieder zu. Als der Mann nach Hause kam, waren die Blumen eitel Gold. Da merkte er denn, dass das wohl auch kein gewöhnlicher Lehm gewesen sein möge, der unter der Klippe lag. Es gereute ihn doch, nichts davon genommen zu haben.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883