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Der Spiegel der Venediger

Bei einem Mann in Grund sind auch alljährlich Leute aus Venedig eingekehrt. Die haben sich von ihm in die Berge führen lassen und hatten einen Spiegel mit sich. Wenn sie in den schauten, konnten sie alles sehen, was in den Bergen war. Das wusste der Mann und nahm ihnen einmal in der Nacht heimlich ihren Spiegel fort. Und da sah er denn, dass der Berg bei Grund einen eisernen Kopf, einen silbernen Leib und einen eisernen Fuß hätte, und der schwamm auf dem Wasser. Frühmorgens, als die Venediger aufstanden, wussten sie schon, dass ihr Wirt ihnen den Spiegel fortgenommen hatte, und zwangen ihn sogleich, ihnen denselben herauszugeben.

Da sind sie denn fortgegangen und nie wiedergekommen. Der Mann hat wieder arbeiten müssen, um sein kärgliches Brot zu verdienen, während er früher von den Venedigern so viel bekam, dass er vollauf zu leben hatte.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883