<<< zurück | Sammlung bergmännischer Sagen | weiter >>>

Der Bergmeister und die Maus

Vor langer Zeit lebte auf dem Harz ein Bergmeister, der hielt sich eine Wirtschafterin. Dieser hatte er befohlen, ihn nicht vor der bestimmten Stunde zu wecken, wenn er nach dem Mittagsessen eingeschlafen sei, ihn aber auch keine Minute länger liegen zu lassen.

Wie er nun schlief, setzte sich die Haushälterin aus Vorsicht neben ihn hin und sah genau nach der Uhr und nach ihrem Herrn.

Auf einmal kam ihm eine Maus aus dem Mund gekrochen, lief an ihm hinunter und verschwand auf der Erde. Wie die Weckzeit nahte, eine Minute vor der bestimmten Zeit, kam die Maus zurück und kroch dem Bergmeister wieder in den Mund. Der Bergmeister wachte mit einem Schnarcher auf, zog rasch sein Fahrzeug an und fuhr ein. Sicherlich hatte er jedes Mal durch die Maus Nachricht bekommen, was die Bergleute falsch gemacht oder wenn sie die Arbeit verlassen hatten, denn er fuhr nie vergeblich ein.

Eines Tages waren zwei Mann vor einem Ort, denen die Arbeit etwas sauer und langweilig wurde. Sie beschlossen Schicht zu machen und auszufahren. Als sie aber ans Fahrloch kamen, saß der Bergmeister über diesem. So ging es ihnen dreimal hintereinander. Da ihnen dies doch etwas wunderlich vorkam, erkundigten sie sich beim Göpelaufseher, wie das wohl zugehen möge, aber der hatte nichts gehört und gesehen. Also forschten sie bei der Haushälterin, aber die versicherte, ihr Herr sei gar nicht aus dem Haus gewesen. Und doch hatten sie ihn gesehen. Nach dem dritten Mal kam der Bergmeister vor Ort und erklärte ihnen, wenn sie noch einmal ausreißen würden, kämen sie nie wieder aufs Gedinge.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883