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Der Kunstknecht auf der Silbernaler Grube

Auf der Silbernaler Grube gab es früher einen Kunstknecht, der übergab eines Samstags, als die Bergleute Schicht gemacht hatten, alles dem Kunstjungen und ging nach Zellerfeld, um da bis Montagnacht zu verweilen. Dem Jungen verbot er einzufahren, es möge geschehen, was da wolle. Als er nun zurückkam, stand das ganze Gesenk unter Wasser. Sie fuhren ein, der Kunstknecht aber befahl dem Jungen, von allem, was geschehen würde, zu schweigen und nur recht achtzugeben, auf dass er es ebenso machen könne, wenn er einmal Kunstknecht wäre. Als nun der Junge zusah, ging das Wasser ohne Weiteres an den Wänden hinauf. Da sie nun herauskamen, war das ganze Gesenk schon leer, und die Frühschichtler konnten einfahren und ungestört an ihre Arbeit gehen.

Der Kunstjunge hat auch niemals etwas verraten, obwohl die Leute in Zellerfeld wussten, dass der Kunstknecht während dieser ganzen Zeit zu Hause war und sich um die Kunst nicht bekümmert hatte. Endlich aber drohte der Geschworene dem Jungen mit Ablegen (Dienstentlassung), wenn er nicht bekenne, und da hat er denn erzählt, was er gesehen hatte. Sobald er es ausgesprochen hatte, stürzte er tot zu Boden. Der Kunstknecht aber war plötzlich verschwunden, und mit ihm der alte Markscheider, der den Dammgraben angelegt und, wie das Volk sagte, verpfuscht hat. Er soll alle alten Kunstrisse vom Harz mit sich genommen haben.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883