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Der Bergmönch und der Kunstjunge

Einmal kam der Bergmönch in Bergmannskleidung am Sonntag zu einem Kunstjungen, der auf einen Kunstknecht wartete. Der Kunstjunge meinte, es sei sein Kunstknecht, fuhr also hinter ihm her, bis sein Inseltlicht trocken war. Da legte der Bergmann eine weiße Wand (ein Stück Kalkspat) aufs Licht, und es brannte wieder.

Die beiden sprachen nichts miteinander, aber sie sahen viele Erze. Nach einiger Zeit kamen sie wieder an den Ort, von wo sie ausgegangen waren, und plötzlich verschwand der Bergmann. Es stellte sich aber heraus, dass der Kunstjunge 30 Jahre hinter ihm hergefahren war. Von den Leuten, mit denen er gearbeitet hatte, war niemand mehr da. Das Haus, in dem er gewohnt hatte, bewohnten jetzt fremde Leute. Sein Licht aber brannte immerfort, bis er es einmal an jemanden verkaufte. Da verlosch es und brannte auch dann nicht mehr, als der Käufer es ihm wieder zurückbrachte.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883