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Der Bergmönch zwingt einen faulen Bergmann zur Arbeit

Zwei Nachtschichtler standen vor Ort, aber der Bohrer wollte nicht vorwärts, und es war, als bohrten sie auf lauter Hornstein.

Am nämlichen Abend machten ihre guten Freunde sich lustig, und da beschwatzte der eine den anderen, dass sie ausfahren sollten. Als sie aber durch den Stollen waren, kehrte auf einmal der Vordermann um und schrie: »Alle guten Geister loben Gott den Herrn!« Er machte, dass er bei seinem Kameraden vorbei kam. Da sah dieser den Bergmönch, der stand vor dem Stollen und hatte ein silbernes Grubenlicht in der Hand, so groß wie ein Scheffel, und die Flamme ging bis an die Stollenkappe. Seine Augen waren so groß wie Wagenräder und seine Beine so dünn wie Spinnengewebe. Und wie er seine Hand ausstreckte, um den beiden den Hals umzudrehen, da stürzten sie fort und fuhren zurück. Der Bergmönch lachte aus vollem Hals. Die Nachtschichtler versuchten nun im Schacht auszufahren, aber als sie nur noch eine Fahrt hatten, da stand der Bergmönch quer über dem Fahrloch. Wie der Erste den Kopf hinausstreckte, klemmte ihn der Bergmönch zwischen seine Beine, zog ihn aus dem Fahrloch heraus und drehte ihm den Hals um. Wie der andere Nachtschichtler das sah, fuhr er wieder hinein, aber der Bergmönch folgte immer nach.

Da dachte er: Willst nur gleich wieder an deine Arbeit gehen, vielleicht tut er dir nichts. Er fuhr zurück vor seinen Ort und fing wieder zu hämmern an. Aber er hatte so harte Strosse, dass das Feuer aus dem Bohrloch sprühte. Der Bergmönch stand neben ihm. Wie der Hauer fast nicht mehr den Fäustel regieren konnte und dachte, er wolle sich einen Augenblick erholen, da hob der Bergmönch die Hand auf, um ihm eine Ohrfeige zu geben. Da musste der Mann wohl oder übel weiter hämmern, bis er sein Loch nieder hatte, und der Bergmönch lachte dabei, dass es in der ganzen Strecke schallte. Wie das Loch fertig war, blieb der Bergmönch immer noch stehen, der Bergmann musste auch noch schießen. Da warf es denn einen Haufen herein, dass es was Ungeheures war. Der Bergmönch aber wollte immer noch nicht gehen, und es konnte alles nichts helfen, der Hauer musste auch noch aufräumen. Wenn er jedoch eine Masse Berge aufgemauert hatte, lag ebenso viel noch auf dem Haufen wie vorher und das Aufgemauerte war verschwunden, und der Haufen wurde nicht kleiner. Zuletzt konnte er nicht mehr, es wurde ihm schwarz vor den Augen und er sank in Ohnmacht. Da ging der Bergmönch ins Feste. Wie der Nachtschichtler aufwachte, war alles aufgemauert und alle Arbeit getan.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883