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Der Berggeist in der Grube „Rosenkranz“ bei Annaberg (Wrubel)

Zu Annaberg war eine Grube, genannt »der Rosenkranz,« darin arbeiteten 12 Knappen. Die schwatzten untereinander possenhaft, wollten sich gegenseitig mit dem Berggeist fürchten machen und leugneten ihn als einen lächerlichen Popanz. Da mit einem Male sahen sie eine Rossgestalt mit langem Hals und mit feurigen Augen an der Stirn und erschraken zum Tode. Dann wurde aus der Rossgestalt die wahre Gestalt des Bergmönches, die trat ihnen schweigend nahe und hauchte jeden nur an. Sein Atem war aber wie ein böses Wetter, sie sanken tot nieder von des Geistes Anhauch, und nur einer kam wieder zu sich, gewann mit Mühe den Ausgang und sagte, was sich zugetragen hatte. Dann starb auch er. Darauf ist die silberreiche Grube »der Rosenkranz« zum Erliegen gekommen und nicht mehr angebaut worden.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883