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Der blutende Stamm

  Ströbitz

Die Maria na Penku war gewohnt, an den grossen Feiertagen Holz zu hacken, und zwar that sie das mit einem so lauten Geräusch, dass man den Schall der Axt weithin vernahm. Einst wollte man sie einfangen, sie aber setzte sich auf einen Stamm, biss, kratzte und heulte dabei so furchtbar, dass ihr Niemand etwas anhaben konnte.

Da beschloss man, den Stamm, auf dem sie sass, umzusägen. Kaum aber hatte die Säge in den Stamm eingeschnitten, so floss eine furchtbare Menge Blut aus dem Einschnitt hervor. Darüber erschraken die Leute so, dass sie von ihrem Vorhaben abstanden und eilig davon liefen. Maria na Penku aber blieb ruhig auf ihrem Stamm sitzen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880